Situation Nepal nach dem Erdbeben

Am 25. April 2015 erschütterte ein Erdbeben mit der Stärke von 7,8 auf der Richterskala Nepal und nur knapp drei Wochen später folgte ein weiteres schweres Beben. Die Zahl der Todesopfer wurde auf ca. 10.000 geschätzt. Offiziell wurden 800.000 Häuser zerstört und ungefähr vier Millionen Menschen dadurch obdachlos. Ein Million Kinder hatten keine Schulgebäude mehr zur Verfügung und mussten monatelang auf den Unterricht verzichten. Viele Kinder wurden zu Waisen.

Da die meisten der betroffenen Regionen hauptsächlich im schwer zugänglichen Himalaya und den Bergketten davor liegen, lassen sich die exakten Zahlen über die Betroffenen schwer schätzen.

Im Mai führten eine Vielzahl von Organisationen und Privatinitiativen auf nationaler und internationaler Ebene Direkthilfe aus, wie beispielsweise die Bereitstellung von Wellblechen für Notunterkünfte, Nahrungsmittel und medizinische Versorgung. Anfang Juni 2015 setzte der Monsun ein, der es unmöglich machte wegen der Erdrutsche, ausgelöst durch die vom Erdbeben gelockerte Erde, abgelegene Regionen zu erreichen.

Die nepalesische Regierung nahm die Naturkatastrophe zum Anlass, die lang erwartete Verfassung am 22. September zu verabschieden. Volksgruppen nahe der indischen Grenze fühlten sich unterrepräsentiert in der Machtaufteilung im Land und blockierten die Grenzzugänge zu Indien. Indien liefert ca. 70% der in Nepal benötigten Güter, einschließlich Benzin, Gas, Medikamente etc. Durch Benzinpreise, die sich mehr als verdreifachten und ein Mangel an Materialien wurden weitere Hilfsmaßnahmen bis Februar 2016, als die Blockade beendet wurde, weitgehend unterbunden. Die Bevölkerung litt überall stark an den Auswirkungen.

Im Oktober 2015 wurde ein Komitee für den Wiederaufbau der zerstörten Häuser durch die nepalesische Regierung gebildet, aber es dauert bis Anfang 2017, um alle nötigen Richtlinien und Abläufe für die Feststellung der Schäden und die Höhe der Wiedergutmachungen festzusetzen. Die ersten Gelder wurden im Februar/März ausgezahlt. Meist sind dies Beträge um die 500 Euro, während es knapp 20.000 Euro kostet, ein erdbebensicheres Gebäude für eine Familie zu errichten. Deshalb gibt es weiterhin viele Familien, die in Notunterkünften leben.

Autorin ist die deutsche Journalistin Daniela Hartman, die für Namasté e.V. in Kathmandu als Koordinatorin tätig ist.